Preisverleihung 2019
Meret Huber gewinnt 1. Forschungspreis Walter Enggist
Der erste Forschungspreis Walter Enggist geht an die 31-jährige Thurgauer Wissenschaftlerin Meret Huber für ihre Forschungsarbeit im Bereich der Biodiversität. Mit einem ebenfalls zum ersten Mal vergebenen Nachwuchsforschungspreis wird der Thurgauer Jonas Komposch für seine Masterarbeit zum Generalstreik ausgezeichnet.
Die Trägerin des ersten Forschungspreises Walter Enggist hat in ihrer prämierten Arbeit «Low genetic variation is associated with low mutation rate in the giant duckweed» untersucht, wie schnell das Genom der Vielwurzligen Teichlinse mutiert und wie viele Fehler sich im Erbmaterial pro Generation akkumulieren. Es handelt sich dabei um eine Pflanze, die auch im Kanton Thurgau heimisch ist. «Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind hoch relevant und angesichts der Diskussion um die Biodiversität hoch aktuell», erläuterte Sibylle Minder Hochreutener, die Vorsitzende der Beurteilungskommission, in ihrer Laudatio. Mit Hubers Arbeit konnte erstmals experimentell nachgewiesen werden, dass Mutationsraten wichtig sind, um die genetische Diversität innerhalb von Arten zu erklären.
Aus Sicht der Beurteilungskommission ist die Präsentation der Arbeit vorbildlich. Meret Huber ist es gelungen, die Resultate ihrer Arbeit verständlich einzubetten. Überzeugt hat auch die Methodik, der sich das Forschungsteam bedient hat. Sie hat modernste genetische Analysemethoden eingesetzt – und dies in aufwändiger Fleissarbeit. Die Arbeit zeugt von einer hohen wissenschaftlichen Qualität, die durch die Publikation in der renommierten Fachzeitschrift «Nature Communications» unterstrichen wird. "Ausserdem konnte mit dem Preis eine beeindruckende Karriere einer jungen Thurgauer Wissenschaftlerin gewürdigt werden", so Minder Hochreutener weiter. Huber hat an der Kantonsschule Frauenfeld die Matura absolviert, an der Universität Zürich den Master in Biologie erlangt, am Max-Planck-Institut für Chemische Ökologie in Jena promoviert und ist nun Nachwuchsforschungsgruppenleiterin an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Meret Huber will mit dem gewonnenen Preisgeld von 15 000 Franken das erbgutschädigende Potenzial eines Herbizids untersuchen – und zwar über mehrere Generationen einer Pflanze hinweg.
Der mit 15 000 Franken dotierte Forschungspreis Walter Enggist wurde 2019 zum ersten Mal vergeben. Er wurde ins Leben gerufen, nachdem der Frauenfelder Walter Enggist dem Amt für Archäologie und der Kantonsbibliothek des Kantons Thurgau nach seinem Ableben 6 Millionen Franken vermachte – aus Dankbarkeit gegenüber dem Kanton Thurgau für die Grundsteinlegung seiner Karriere. Vergeben wird der Preis durch das Kompetenzbündel Thurgau Wissenschaft und richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Thurgauer Bezug. Der Preis soll jährlich vergeben werden.
Nachwuchspreis für Jonas Komposch
An der Preisverleihung in der Aula der Kantonsschule Frauenfeld wurde ausserdem der neue Nachwuchsforschungspreis der Thurgauischen Stiftung für Wissenschaft und Forschung vergeben. Jonas Komposch wurde damit ausgezeichnet für seine Arbeit «Landtrottel gegen Grossstadtpöbel. Stadt-Land-Diskurs und Bauernstandsideologie während des Generalstreiks 1918 im Kanton Thurgau». Mit dieser Arbeit hat Komposch den Titel eines Masters of Arts der Universität Zürich erworben. «Bei seiner Auseinandersetzung mit dem Thurgau zur Generalstreikzeit handelt es sich um eine eigenständige Forschungsarbeit, die sich von der bisherigen Forschungsmeinung distanziert. Sie rückt den Fokus auf die bisher kaum beachtete, ländlich-periphere Sicht», begründet Regierungsrätin und Präsidentin der Thurgauischen Stiftung Wissenschaft und Forschung, Monika Knill, in ihrer Laudatio den Juryentscheid. Bislang wurde der Landesstreik vor allem auf der urbanen Quellenbasis betrachtet. «Jonas Komposch schliesst damit auch eine Lücke in der Sozialgeschichte des Kantons Thurgau», so Knill. Der Nachwuchspreis ist mit 3 000 Franken dotiert.